Verbraucher verwirrt und enttäuscht – aber weniger pessimistisch

Zusammenfassung – 27. Juni 2025

Ein schwacher Hoffnungsschimmer: Zum siebten Mal in Folge haben wir 6.000 Menschen in einigen der größten Volkswirtschaften Europas (Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Österreich) befragt, um die Stimmung hinsichtlich der Zukunftsaussichten, der Politikgestaltung und des Aufstiegs der KI zu erfassen. Zwar überwiegen nach wie vor die Pessimisten, doch hat sich ihr Vorsprung gegenüber dem Vorjahr deutlich verringert, von -23,0 % auf -8,3 %. In Deutschland ist dieser Wert um 17 Prozentpunkte gesunken. Deutschland ist das einzige Land in unserer Umfrage, in dem die Einschätzungen der Gegenwart und Zukunft deutlich auseinandergehen: Der Nettoanteil sank von -22,6 % auf -11,9 %. Dies könnte als vorsichtiges Zeichen für einen Neuanfang gewertet werden.

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Die geschlechtsspezifische Meinungslücke: Im Durchschnitt sind Frauen sowohl in Bezug auf die allgemeine als auch auf die persönliche Zukunft deutlich pessimistischer als Männer. Insgesamt beträgt die geschlechtsspezifische Kluft 11,8 Prozentpunkte. Dies spiegelt strukturelle Hindernisse wider: Trotz der Fortschritte der letzten Jahre bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehen Frauen nach wie vor mehr Hindernisse als Männer, wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen. Zufälligerweise oder nicht, beträgt das durchschnittliche unbereinigte geschlechtsspezifische Lohngefälle in der EU 12 %.

Keine grüne Gegenreaktion: Nur 23,6 % der Befragten sind der Meinung, dass Europa dem Kurswechsel von Präsident Trump in der Klimapolitik folgen sollte. Polen hatte mit 30,5 % die höchste Zustimmungsrate, Deutschland mit 19,2 % die niedrigste. Umgekehrt bedeutet dies auch, dass die überwiegende Mehrheit eine Fortsetzung – wenn nicht sogar eine Intensivierung – der aktuellen Klimapolitik Europas befürwortet. Insgesamt wächst die Unterstützung für die EU-Klimapolitik, da der Schwerpunkt von Emissionsreduktionen auf die Förderung der Energieunabhängigkeit verlagert wird.

Eine Frage der moralischen Einstellung, nicht des Geldes: Der Anteil der Befragten, die Preissteigerungen von über 10 % für klimafreundliche Produkte akzeptieren würden, ist deutlich gestiegen, von 10,9 % im Jahr 2024 auf 17,5 %. Wie in den Vorjahren variiert diese Bereitschaft stark nach Alter: 23,4 % der Befragten der Generation Z sind bereit, solche Preissteigerungen zu akzeptieren, gegenüber nur 10,3 % der Babyboomer. Überraschenderweise scheint das Einkommen kaum eine Rolle zu spielen. Unter denjenigen, die angeben, mit ihrem Einkommen gut auszukommen, akzeptieren 17,6 % hohe Preisaufschläge für klimafreundliche Produkte, gegenüber 14,3 % derjenigen, die angeben, mit ihrem Einkommen nur schwer auszukommen.

Die geopolitische Rolle Europas: Es ist kompliziert. 42,6 % der Befragten befürworten ein unabhängiges Europa als dritte Macht neben den USA und China. Ein ähnlicher Anteil (39,2 %) spricht sich jedoch für den Beitritt zu einem der großen Blöcke aus. 18,2 % der Befragten hatten zu diesem Thema keine klare Meinung. Die eigentliche Überraschung ist jedoch der Anteil der Befragten, die einen Beitritt zum chinesischen Machtblock befürworten: 24,1 % gegenüber 15,1 %, die Europa als Teil des US-Blocks sehen. Diese Mehrheit mit einer positiven Einstellung gegenüber China ist in allen Ländern zu finden. Im vergangenen Jahr, bevor Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde, war die Situation genau umgekehrt: 20,4 % befürworteten den US-Block und 7,9 % den chinesischen Block.

Gespalten in der Verteidigungsfrage: 33,9 % der Befragten sehen die Verteidigung als Priorität für die kommenden Jahre. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert bei 26,6 %. Die Verringerung der Abhängigkeit von Gütern, Rohstoffen und Technologien durch eine aktive Industriepolitik wird jedoch mit 39,2 % der Befragten als noch wichtiger angesehen. Darüber hinaus variieren die Meinungen zur Verteidigung je nach Nationalität und Alter erheblich und reichen von 21,1 % der italienischen Befragten bis zu 48,0 % der polnischen Befragten und von 27,9 % der Generation Z bis zu 44,8 % der Babyboomer.

Ergebnisse zählen: Viele Umfragen zeigen, dass die Zustimmungswerte für die EU steigen. Unser Pulse tut dies nicht. In diesem Jahr sah die Mehrheit der Befragten erstmals mehr Nachteile als Vorteile in der EU-Mitgliedschaft, wenn auch mit einem sehr knappen Vorsprung von 0,4 %. Diese deutlichen Unterschiede sind wahrscheinlich auf unterschiedliche Methodiken zurückzuführen. Andere Umfragen konzentrieren sich auf weiche Faktoren wie Image, Vertrauen und Grundeinstellungen. Wir fragen direkt nach den Vor- und Nachteilen der EU und des Euro, um die Ergebnisse der europäischen Politik und die konkreten Vorteile, die sie bringen kann, aufzudecken.

Ähnliche politische Prioritäten: Inflation und Lebenshaltungskosten (27,2 %) sowie Arbeitsplätze und Wirtschaft (14,6 %) sind die Hauptsorgen der Befragten in allen Ländern. Das Gesundheitswesen (9,6 %) ist das drittwichtigste Anliegen – noch vor der Einwanderung. Die Meinungen zur Einwanderung unterscheiden sich jedoch erheblich zwischen den einzelnen Ländern. In Deutschland ist sie das zweitwichtigste Thema, in Frankreich das drittwichtigste, während sie in Italien (Achter) und Polen (Siebter) kaum eine Rolle spielt. Das Thema rangiert auch bei rechtsgerichteten Teilnehmern ganz oben, mit rund 30 % der rechtsextremen Anhänger in Spanien, Deutschland und Frankreich.

Ungleichheit treibt Polarisierung voran: Auf die Frage nach den Ursachen der Polarisierung wurden am häufigsten Ungleichheit (33 %) und demografischer Wandel (26 %) genannt, während Fehlinformationen am wenigsten genannt wurden. Die wahrgenommene Polarisierung ist in Polen (22 %) und Spanien (21 %) am höchsten und in Frankreich (11 %) und Italien (13 %) am niedrigsten. Das Nullsummen-Denken dominiert auch die politische Debatte, da jüngere Generationen, die einem geringeren Pro-Kopf-BIP-Wachstum ausgesetzt sind (z. B. Deutschland, Spanien), eher rechtsgerichtete Parteien unterstützen, was die Ergebnisse des Social Economics Lab der Harvard University zur wirtschaftlichen Desillusionierung der Generationen bestätigt.

Keine leichte Aufgabe für KI: Rund 50 % unserer Befragten stehen KI negativ gegenüber, wobei es einige geografische Unterschiede gibt. In Spanien sind es 40 %, in Polen 45 % und in Italien 50 %. Umgekehrt haben 58 % der Befragten in Deutschland eine negative Einstellung gegenüber KI, ähnlich wie in Österreich (57 %) und Frankreich (53 %). Zwar erkennen viele Befragte das Potenzial der KI für die Verbesserung des Gesundheitswesens, des Verkehrs und der Produktivität, doch stehen Bedenken hinsichtlich Datenmissbrauch, Arbeitsplatzverlusten und zunehmender sozialer Ungleichheit im Vordergrund. Die Automatisierung von Arbeitsplätzen ist ein weiteres wichtiges Thema: 54 % der Befragten schätzen die wirtschaftlichen Auswirkungen der KI negativ ein, 15 % positiv und 31 % neutral.

Arne Holzhausen
Allianz SE
Patricia Pelayo-Romero
Allianz SE

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