• Unternehmen erwarten für 2017 eine Exportzunahme in viele Länder nach gutem Exportjahr 2016, vor allem nach China, in die USA, nach Japan oder auch Russland.
  • Das Währungsrisiko bleibt das wichtigste Risiko der Schweizer Exportwirtschaft. 2016 waren aber weniger Unternehmen stark vom Währungsrisiko betroffen. Zusammen mit dem konjunkturellen Risiko und dem Delkredererisiko wird unverändert das Top-Trio der grössten Exportrisiken gebildet. 
  • Eine steigende Risikolage wird erwartet für Frankreich, Italien, Grossbritannien, die USA, die Türkei, Brasilien und Russland – für weitere wichtige Exportmärkte wie Deutschland oder China/Hongkong  wird das Risiko als niedrig und stabil eingeschätzt.
  • Bei den Absicherungsmassnahmen werden Krisenmassnahmen wie «Verlagerungen ins Ausland» und «Verlängerung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn» weniger oft genannt als in der Umfrage von letztem Jahr.

Wallisellen, 30. März 2017 - Nach 2015 und 2016 befragten die Berner Fachhochschule und Euler Hermes im 2017 erneut über 330 exportorientierte Schweizer Unternehmen nach ihren Exportrisiken. Im Rahmen dieser Umfrage haben die Firmen offen gelegt, wie sie die Entwicklung ihrer Exporte sowie die Betroffenheit von den Exportrisiken einschätzen.

Nach einem guten 2016, weitere Exportzunahme für 2017 erwartet
Die Stimmung der Unternehmen bezüglich Exporterwartungen ist gut. Nach einem bereits sehr guten Exportjahr 2016 (+3.8% Exportzuwachs) erwarten die Unternehmen in vielen Ländern eine weitere Exportzunahme für 2017 (siehe Abbildung 1). Vor allem die Erwartungen an die Exportentwicklung in die asiatischen Märkte China/Hongkong und Japan sind auf bereits hohem Niveau weiter gestiegen. Auffallend ist auch die überdurschnittliche Erwartungszunahme in Russland und dass diese in den Vorjahren jeweils mit niedrigen Werten abgeschnitten hat. Die Gründe hierfür sind unter anderem höhere Ölpreise gegenüber 2016 und weniger Restriktionen der Finanzmärkte durch Sanktionen. 

Nach dem unerwarteten Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen befragten die Berner Fachhochschule und Euler Hermes die Unternehmen in diesem Jahr spezifisch nach der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA. Über zwei Drittel der antwortenden Unternehmen gehen von einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung in den USA aus. Auch die Exportentwicklung in die USA verbleibt auf einem hohen Niveau. Viel weniger positiv gestimmt als im Vorjahr sind die Unternehmen in ihren Erwartungen der Exportentwicklung nach Grossbritannien und in die Türkei.

«Die Ergebnisse der Umfrage zeigen für 2017 ein erfreuliches Bild was die Entwicklung der Exporte angeht. Die Export- und Risikolage der Schweizer Unternehmen ist besser als vielfach erwartet. Anhaltende politische Unsicherheiten sind jedoch für die Exportentwicklung nicht förderlich. Nach dem Brexit in Grossbritannien, der noch unklaren Marschrichtung von US-Präsident Donald Trump sowie der instabilen Lage in der Türkei sind die Exporterwartungen für diese Länder im Vergleich zu 2016 allesamt zurückgegangen. Die Zuversicht in den US-Markt zeigt sich darin, dass dort die Exporterwartung auf einem hohen Niveau verbleibt, während sie für die Türkei regelrecht abgestürzt ist», so Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz.

Anstieg Wirtschaftswachstum und stabiler Wechselkurs
„Wir erwarten für 2017 einen weiteren Anstieg des Schweizer Wirtschaftswachstums auf +1,6%“, sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „Gemäss unseren Schätzungen dürften die Schweizer Güterexporte in 2017 um 7 Mrd. Schweizer Franken zulegen gegenüber dem Vorjahr. Der Euro-Franken-Wechselkurs bleibt stabil bei etwa 1,07 Schweizer Franken. Damit sind die Auswirkungen der abrupten Franken-Aufwertung vor zwei Jahren auf das Bruttoinlandprodukt und die Exporte weitgehend vorüber. Unternehmen, die von der plötzlichen Frankenstärke betroffen waren, sind aber nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert.“

Währungs- und konjunkturelle Risiken grösste Risiken für Schweizer Exporteure – weniger Unternehmen stark davon betroffen als im Vorjahr
Schweizer Exportunternehmen bleiben stark betroffen von der Währungsthematik. 92% (2016: 96%) der befragten Unternehmen sind stark oder mittel vom Währungsrisiko betroffen (siehe Abbildung 2). Die konjunkturellen Risiken und die Delkredere-/Kreditrisiken bleiben die zweit- und drittwichtigsten Risiken mit 77% (88%) bzw. 53% (55%) der Nennungen bei stark und mittel betroffenen Schweizer Exportunternehmen. In der Hierarchie der Risiken hat sich im Vergleich zum Vorjahr keine Verschie-bung ergeben. Auffallend ist, dass weniger Unternehmen angegeben haben, stark unter dem Wäh-rungsrisiko und dem konjunkturellen Risiko gelitten zu haben als in der Umfrage 2016 und die Ge-samtbetroffenheit beim konjunkturellen Risiko gesunken ist. 

Als Reaktion auf das Währungsrisiko nennen die Unternehmen vermehrt die «Rechnungsstellung in US-Dollar oder Euro» (50%, 2016: 45%) und die «Rechnungsstellung in Schweizer Franken» (42%, 2016: 39%). Mehrere typische Krisenmassnahmen wurden dieses Jahr weniger häufig genannt als in den vergangenen Jahren, darunter die «Verlagerung ins Ausland» (19%, 2016: 27%) und die «Verlängerung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn bei Aufwertung des Schweizer Frankens» (16%, 2016: 22%). Immer noch viele Nennungen verzeichnet der «Einkauf im Ausland bei Aufwertung des Schweizer Frankens» (49%, 2016: 53%).

Das konjunkturelle Risiko wird vor allem über zwei Absicherungsmassnahmen abgefedert: Die «Innovation» (65%, 2016: 66%) und die «Präsenz in den wichtigsten Exportmärkten (Diversifikation) aufbauen» (52%, 2016: 55%).

Die wichtigsten Absicherungsmassnahmen gegen das Delkredere-/Kreditrisiko ist die «Vorauszahlung/Anzahlung» (79%, 2015: 78%). Ebenfalls stark eingesetzt werden die Absicherungsmassnahmen «Bonitätsabklärungen der Kunden im Zielland» (46%, 2016. 40%) und das «Akkreditiv» (34%, 2016: 32%). Zusätzlich erfragt wurden dieses Jahr die Absicherungsmassnahmen, die ausländische Lieferanten von ihren Schweizer Kunden verlangen. Die Bedeutung der Instrumente ist ähnlich wie bei den Schweizerischen Lieferanten mit der «Vorauszahlung/Anzahlung» an erster Stelle (63%). Ausländische Lieferanten scheinen im Gegensatz zu Schweizerischen Exporteuren die «Garantie» häufiger einzusetzen als das «Akkreditiv».

Niedrige und stabile Risikolage in wichtigen Exportmärkten
Die Risikolage wird in wichtigen Exportmärkten als gering eingeschätzt. Deutschland bleibt das wichtigste, sicherste und verlässlichste Exportland für die Schweizer Unternehmen. Steigende Risiken erwarten Exporteure in Grossbritannien, den USA, Italien und Frankreich sowie den Ländern mit bereits hoher Risikolage wie Brasilien und die Türkei.

Studienleiter Paul Ammann von der Berner Fachhochschule kommentiert die Lage: 
«Die Schweizer Exportwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie einen grossen Anteil Exporte in Länder liefert, deren Risikoentwicklung als stabil eingestuft wird. Wichtig im nächsten Jahr wird die Entwicklung in den Ländern sein, in denen die Unternehmen eine steigende Risikolage erwarten. Die exportierenden Schweizer Firmen werden das Geschehen in diesen Ländern noch genauer beobachten müssen.»

Über den «Exportrisiko-Monitor»
Zum dritten Mal haben der Weltmarktführer in der Kreditversicherung, Euler Hermes, und die Berner Fachhochschule in der Schweiz alle Exportrisiken tiefgehend analysiert und die Unternehmen nach den Absicherungsmassnahmen befragt.

Die Umfrage wurde vom 19. Januar bis 28. Februar 2017 durchgeführt. Sie bietet exportierenden Unternehmen eine Vergleichsplattform und unterstützt sie bei der Absicherung der Risiken durch Aufzeigen von Optimierungspotenzialen. Abgefragt wurden alle mit Export zusammenhängenden Risiken: Währungsrisiko, konjunkturelles, politisches und interkulturelles Risiko, Delkredere- und Sicherheitsrisiko sowie auch das Risiko ungenügender Rechtssicherheit.

Die Mehrheit der befragten Unternehmen sind KMU mit 10 bis 250 Mitarbeitenden. Es wurden exportierende Unternehmen befragt, die entweder Investitions- oder Standardgüter herstellen, im kundenspezifischen Projektgeschäft und im Handel tätig sind, oder Dienstleistungen anbieten. Über 2/3 der befragten Unternehmen weisen einen Exportanteil von mehr als 30% aus.

Die vollständige Studie finden Sie unter folgenden Link.

 

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