- Am längeren Hebel: Halbleiter-Knappheit führt zu Preissetzungsmacht der Automobilhersteller
- Angebot und Nachfrage klaffen auseinander, Normalisierung erst im 1. Halbjahr 2022 erwartet
- Preise könnten europaweit 3 bis 6% zulegen, in Deutschland sogar 4 bis über 10%
- Branche gibt dank Nachholboom wieder Gas: Rund ein Viertel mehr Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
Wallisellen, 11. August 2021 – Die europäischen Autobauer sitzen am längeren Hebel und könnten in den kommenden Monaten deutlich an der Preisschraube drehen. Grund dafür: die noch nie dagewesene und sich verschärfende Materialknappheit, insbesondere bei Halbleitern. Dies führt zu einem Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage im europäischen Automobilsektor, das bis zum ersten Halbjahr 2022 anhalten könnte. Damit bietet sich den Automobilherstellern eine einmalige Gelegenheit, die Preise nach fast 20 Jahren anzuheben und ihre Margen deutlich zu verbessern. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes.
„Die europäischen Autobauer sitzen durch die Chip-Knappheit aktuell am längeren Hebel“, sagt Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz. „3-6% Preissteigerung sind europaweit deshalb aktuell drin, in Deutschland sogar zwischen 4 und über 10% – zumindest bis sich der Ausnahmezustand bei den Halbleitern wieder normalisiert. Dieser dürfte allerdings noch bis ins erste Halbjahr 2022 hinein andauern.“
Die Automobilbranche profitiert bereits von der steigenden Nachfrage nach der grossen Wiedereröffnung nach dem Lockdown in zahlreichen Ländern. Die Neuzulassungen in Europa stiegen im 1. Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um +25,2 % auf fast 5,4 Mio. Pkw (+1,354 Mio. Einheiten),
Die Branche gibt wieder Gas – und muss dringend Weichen für die Zukunft stellen
„Der Nachhol-Boom ist im vollen Gange und die Branche gibt wieder Gas“, sagt Ruf. „Zwar längst noch nicht auf Vorkrisenniveau, aber mit deutlich zweistelligen Zuwachsraten bei den Neuzulassungen in allen wichtigen europäischen Märkten, insbesondere in Italien (+51%) und Spanien (+34%). Diese Erholung sowie die steigende Preissetzungsmacht ist für die gesamte Branche ein Hoffnungsschimmer für die baldige Rückkehr in eine neue Normalität und hat auch auf die Schweizer Zuliefererindustrie Auswirkungen. Die Branche muss jetzt allerdings auch dringend über den Tellerrand hinausschauen und wichtige Weichen stellen, um beim Thema Nachhaltigkeit und alternative Antriebstechniken nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Mit höheren Preisen und Margen ist das nicht die schlechteste Ausgangssituation.“
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